text: leowee | fotos: ajoy misra | berlin 2006

_schöne hure stadt_maldoror

II

Die Gemeinde zuckt unter dem Stroboskop, ein gigantischer amorpher Körper, zur Bühne geneigt. Die Beats brechen in mich ein und fahren brutal in mir herum. Bässe baggern durch die Därme, massieren meine Organe, peitschen das Blut durch die Adern, mein Herz schlägt 160 Takte pro Minute, das ganze Skelett vibriert, mein Lamettahaar fliegt. Blitze schießen durch meine Lider, die Decke senkt sich, eine Wand aus Armen rast auf mich zu, drückt mich gegen einen Betonpfeiler – ich rutsche zu Boden.

Neben mir liegt einer und reibt sich die Glatze. Meine Kopfhaut juckt. Die Zunge passt nicht mehr in meinen Mund.

Ich schubse mich durch die Menge, ich stolpere über die Bierflaschen am Boden, ich werfe mich gegen die Tür zu den Toiletten, sie gibt sofort nach, ich stürze, mein Stiefelabsatz bricht.

 

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In meinen Ohren pocht es dumpf. Ich nehme die Perücke ab. Trinke Wasser aus dem Hahn. Der Spiegel hat einen Sprung. Falsche Wimpern fangen meinen Blick. Die Schwuchtel zieht ihre Melone vor mir, hast du eine Zigarette, in seinem Mundwinkel klebt ein abgekauter Strohhalm. Dieser Blick beißt mir in die Lippen, bis das Blut auf die Fliesen tropft.

Maldoror müsste er heißen, mein schwuler Freund. Vergolder des Bösen.

Ich schließe mich in einer Kabine ein. Von nebenan sickert Urin unter der Trennwand durch und umzingelt meine Füße. Als ich die Tür wieder öffne, ist der Typ verschwunden. Sein Hut liegt neben dem Waschbecken.